Golden Eagle Festival – Mongolia
Das Adlerjägerfest
Die Erkenntnis, daß die Tradition der Adlerjagd in der Mongolei womöglich gefährdet ist, motivierte mich zu dieser Reise.
Ich erhielt die Gelegenheit mit dem Fotografen und Mongoleiexperten Frank Riedinger und seiner Frau Odmaa, in den Westen der Mongolei und zu dem Adlerjägerfest reisen zu können. Ihre langjährige Erfahrung und Kenntnisse über Land und Leute ermöglichten einzigartige Einblicke in das Leben der Nomaden. Der Alltag dieser genügsamen Hirten ist geprägt von der menschenleeren Natur des Altai, von den klaren Seen, den weiten Steppen und schneebedeckten Bergen und einem extremen Klima.
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Die Adlerjäger
Hier im Altai, nahe der chinesischen und russischen Grenze besteht die Bevölkerung überwiegend aus Kasachen. Die meisten verdienen ihren Lebensunterhalt als Hirten, besitzen Schafe, Ziegen, Yaks und natürlich Pferde. Ihre Sommerlager, meistens eine Ansammlung von Jurten, liegen in den Hochebenen oder Bergen. Im Herbst zieht die ganze Familie mit ihren Herden in die Täler, in meist einfache Ziegelhütten, die sie dort besitzen. Hier sind die Überlebenschancen für die Tiere etwas günstiger, da im Winter Temperaturen von -30 C und tiefer nicht ungewöhnlich sind.
In extrem kalten Wintern mit viel Schneefall kann der Viehbestand dezimiert werden, weil die Tiere nicht genügend Gras finden. Im Winter 2017/18 sind 700.000 Rinder und Pferde erfroren bei Temperaturen zwischen -30 und -50 C. 2009/10 kamen 9,7 Millionen Haustiere um, bei einem Gesamtbestand an Vieh von über 66 Millionen Tieren (Schätzung 2018, laut liportal.de).
Wenn solche Katastrophen die Menschen treffen sind sie oft gezwungen ihr Nomadenleben aufzugeben. Die Familien brauchen ungefähr einen Bestand von 500 Schafen, Ziegen, Yaks und Pferden um überleben zu können. Es bleibt ihnen nur die Möglichkeit mit der Familie in die Hauptstadt Ulanbataar umzusiedeln und auf Arbeit zu hoffen. Mittlerweile lebt fast die Hälfte der mongolischen Bevölkerung in der Hauptstadt.
Der Winter ist die eigentliche Jagdsaison. Die Adlerjäger, auch Berkutschi genannt, sind dann mit ihrem Steinadler (Golden eagle) zu Pferd unterwegs und jagen Füchse, Wildkatzen, Hasen, und gelegentlich einen Wolf.
Adlerjäger entnehmen die Adler als Nestlinge aus dem Horst, oder fangen etwas ältere, von Ein- bis Vierjährige. Der einjährige Adler genießt höchstes Ansehen und wird Balapan genannt. Die ausgewachsenen Jungvögel haben den Vorteil, daß sie die Jagd schon von ihren Eltern erlernt haben, sind also schon eingejagt. Weibliche Tiere werden bevorzugt, weil sie größer und angriffslustiger, als die männlichen sind. Sie bekommen höchste Zuwendung in der Familie und gewöhnen sich so schneller an die Menschen. Nach ca. 10 Jahren werden die Adler wieder freigelassen.
Auf der einen Seite trägt diese Tradition zum Erhalt der Adlerpopulation bei, da Adler über 30 Jahre alt werden können, können sie so noch für Nachkommen sorgen, auf der anderen Seite verlieren die Jagdadler, nach ca. 15 Jahren, an Agressivität und Ausdauer.
Soweit die romantische Vergangenheit.
Heute (2019), gibt es nur noch sehr wenige Adlerjäger, die die Beizjagd noch regelmäßig praktizieren, wahrscheinlich weniger als 100, es gibt keine genauen Zahlen. Das Abrichten eines Steinadlers nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und sein Unterhalt ist teuer. In einem Jahr frißt ein ausgewachsener Adler so viel wie eine Kuh und ein Schaf wiegen. Die Adler sollen während der Jagdsaison immer etwas hungrig sein, damit sie nicht träge werden und bekommen vor der Jagd auch nur gewässertes Fleisch.
Es gibt immer mehr Kasachen, die sich Adler als Statussymbol halten, als Adlerjäger für Touristen posieren oder an Adlerjägerfesten teilnehmen, um Preisgelder einzustreichen. Es gibt mittlerweile einen Handel mit abgerichteten Adlern – vor Jahren völlig undenkbar. Unnötig zu erwähnen, daß die Käufer kein Interesse an der echten Adlerjagd haben und ihre Tiere werden später auch nicht mehr ausgewildert. Zu allem Überfluß soll es, seit Jahren schon, einen Schwarzhandel mit Adlern und Falken geben. Die Käufer von Falken sind hauptsächlich im arabischen Raum zu finden. Begehrt sind auch Adlerfedern, die für die Befiederung der Pfeile für japanische Langbögen benutzt werden.
Das Adlerjägerfest(Golden Eagle Festival) in Ulgii findet iimmer im Oktober statt und zieht von Jahr zu Jahr mehr Touristen an. Der Film über eine junge Adlerjägerin, “The Eagle Huntress”, traf auf große Resonanz. Die Veranstaltung wird auch gesponsort von einem Amerikaner, mongolischer Abstammung, der Besitzer von Reiseunternehmen in den USA und der Mongolei ist. Leider bleibt aber nur wenig Geld bei ein paar Einheimischen.
Seit neuestem werden sogar private Adlerjägervorführungen von Reiseveranstaltern, exklusiv für eine zahlungskräftige Kundschaft, organisiert, als Teil einer 5-Sterne Luxustour.
Wenn das Hauptziel der Gründer des Golden Eagle Festivals, der Erhalt der Beizjagd als Tradition war, so scheint dieses verfehlt worden zu sein. Es mag zwar nicht weniger Adlerbesitzer geben, aber die Fähigkeiten der echten Adlerjäger einen eigenen Adler zu fangen, zu zähmen, zur Jagd auszubilden, gehen unaufhaltsam verloren.
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The Golden Eagle Festival
Realising that the tradition of eagle hunting in Mongolia might be endangered motivated me to undertake this trip.
I was given the opportunity to travel to the west of Mongolia and to the Golden Eagle Festival with the photographer and Mongolia expert Frank Riedinger and his wife Odmaa. Their many years of experience and knowledge of the country and its people provided unique insights into the life of the nomads. The everyday life of these frugal shepherds is characterised by the deserted nature of the Altai, the clear lakes, the wide steppes, the snow-capped mountains and an extreme climate.
https://www.frank-riedinger.de
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The eagle hunters
Here in the Altai, near the Chinese and Russian borders, the population consists mainly of Kazakhs. Most earn their living as shepherds, own sheep, goats, yaks and of course horses. Their summer camps, mostly a collection of yurts, are in the plateaus or mountains. In autumn, the whole family moves with their herds into the valleys, mostly in simple brick huts that they own there. Here the chances of survival for the animals are somewhat better, since temperatures of -30 C and lower are not uncommon in winter.
In extremely cold winters with a lot of snowfall, livestock can be decimated because the animals cannot find enough grass. In winter 2017/18, 700,000 cattle and horses froze when temperatures fell between -30 and -50 C. In 2009 10, 9.7 million animals died, with a total livestock of over 66 million animals (2018 estimate, according to liportal.de ).
When such disasters hit people, they are often forced to give up their nomadic lives. The families need approximately 500 sheep, goats, yaks and horses to survive. They only have the opportunity to move with the family to the capital Ulanbataar and hope for work. Almost half of the Mongolian population now lives in the capital.
Winter is the real hunting season. The eagle hunters, also called Berkutschi, are then on horseback with their golden eagle and hunt foxes, wild cats, rabbits and occasionally a wolf.
Eagle hunters take the eagles as nestlings from the nest, or catch some older, from one to four years olds. The one-year-old eagle is highly regarded and is called Balapan. The adult young birds have the advantage that they have already learned to hunt from their parents, so they have already some experience in hunting. Female eagles are preferred because they are larger and more aggressive than the males. The birds get the highest care in the family and so get used to the people faster. The eagles are released after about 10 years.
On the one hand, this tradition contributes to the preservation of the eagle population, since eagles can live for 30 years or more. So they can still provide for offspring and on the other hand, after about 15 years, the hunting eagles lose aggressiveness and endurance.
So much for the romantic past.
Today (2019), there are very few eagle hunters who still practice huntingwith eagles, probably less than 100, there are no exact numbers. Dressing a golden eagle takes a lot of time and maintenance is expensive. A full-grown eagle eats as much as a cow and a sheep in a year. The eagles should always be a little hungry during the hunting season so that they do not become sluggish and only get watered meat before the hunt.
There are more and more Kazakhs who consider eagles to be status symbols, pose as eagle hunters for tourists, or take part in eagle hunters festivals to collect prize money. There is now a trade in trained eagles – completely unthinkable years ago. Needless to say, the buyers are not interested in real eagle hunting and their animals are no longer released into the wild. To make matters worse, there has been a black market in eagles and falcons for years. Falcon buyers are mainly found in the Arab world. Eagle feathers, which are used for the feathering of the arrows for Japanese longbows, are also popular.
The Golden Eagle Festival in Ulgii always takes place in October and attracts more tourists every year. The film about a young eagle hunter, « The Eagle Huntress », was very well received. The festiival is also sponsored by an American-Mongolian who owns travel companies in the United States and Mongolia. Unfortunately, little money remains with a few locals.
More recently, private eagle hunterfestivals have been organized by tour operators, exclusively for a wealthy clientele, as part of a 5-star luxury tour.
If the main goal of the founders of the Golden Eagle Festival was to preserve hunting as a tradition, this seems to have been missed. There may not be fewer eagle owners, but the skills of real eagle hunters to catch, tame and train for hunting are lost inexorably.
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